Studie über die Wirkung der Heilstollentherapie
- Kostenfreie Teilnahme an der Studie -
Asthma, COPD, Long-Covid – Gießener Doktoranden ergründen die Wirkung der Heilstollentherapie bei chronischen Atemwegserkrankungen
Studie im Heilstollen Bad Grund beginnt Ende April 2024
Im Jahr 2015 waren 5,8% der Bevölkerung an COPD und 6,2% an Asthma erkrankt. Bei Long-Covid lag die Erkrankungsrate weltweit 2020 und 2021 zwischen 6,2 und 15 Prozent. Bei 3,7 Prozent waren die Atemwege betroffen. Bei allen drei Krankheiten klagen Patienten über Luftnot schon bei geringer Anstrengung, über einen tiefen erschöpfenden Husten und über das Empfinden, nicht genug Luft zu bekommen.
Die Luft in vielen natürlichen Höhlen und in stillgelegten Bergwerken ist sehr wohltuend, wenn die Atemwege erkrankt sind. Dort herrschen Temperaturen zwischen 5 und 12°C, eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit und eine nahezu staubfreie Luft. Wird diese reine, feuchtkalte Luft eingeatmet, erwärmt sie sich in allerkürzester Zeit auf 37°C und kann dann wesentlich mehr Wasser binden. Die Schleimhäute der Atemwege schwellen ab und geben ihre Feuchtigkeit in die Ausatemluft ab. Dadurch werden die kleinen und großen Bronchien freier, die Lungenbläschen werden entlastet und die Patienten können wieder besser durchatmen.
Wissenschaftliche Untersuchungen sind geplant
Bereits 2006 wurde dieser heilende Effekt bei asthmakranken Kindern im Rahmen einer Doktorarbeit der Universität Ulm nachgewiesen. Deshalb kann in anerkannten Kurorten die Heilstollentherapie auch von einem Kurarzt verschrieben werden.
Ab April dieses Jahres werden Nina Schwedler, Madelaine Eicke und Gerrit-René von Komorowski in acht deutschen und einem österreichischen Heilstollen über 200 Patienten untersuchen, die wegen Asthma, COPD oder Long-Covid drei Wochen an einer Heilstollentherapie teilnehmen. Betreut werden sie von Professor Natascha Sommer, Oberärztin in der Medizinischen Klinik II der Universität Gießen und Dr. Joachim Schwarz, dem Präsidenten des Deutschen Heilstollenverbandes.
Verschiedene Funktionstests für die Lunge und krankheitsbezogene Fragebögen sollen die Effekte dieser natürlichen Therapie sichtbar machen.
Long-Covid – erste Erkenntnisse gibt es schon
Die Silberbergklinik in Bodenmais nahm während der Coronapandemie über 150 Patienten auf, die nach einer intensivmedizinischen Krankenhausbehandlung zur Rehabilitation kamen oder eine Kur nach einer Coronainfektion durchführten. Der Klinik angeschlossen ist ein zertifizierter Heilstollen. Farsana Banaei, ebenfalls eine Doktorandin der Universität in Gießen, kontaktierte die Patienten anschließend mit einem Fragebogen. Nebenwirkungen durch den Heilstollen wurden nicht berichtet, trotz der oft schweren Krankheiten. Im Gegenteil: viele Teilnehmer bewerteten den Aufenthalt im Berg als den wirksamsten Teil ihres Klinikaufenthaltes. Wie kann die heilende Wirkung erklärt werden?
Oftmals haben sich Patienten nach einem Aufenthalt in dem Therapieraum untertage die Frage gestellt, aus welchem Grund es durch die Zeit im Heilstollen zu einer Besserung ihrer Symptome kommt. Sie merken eine deutliche Verbesserung der Atmung und oft schlafen sie nach langer Zeit wieder durch. Ist es nur die kühle extrem saubere Luft, die außergewöhnliche Ruhe oder auch das leicht erhöhte Kohlendioxid? Dieser Frage geht Verena Goldfuß nach, die fünfte im Team der Doktoranden. In drei Einrichtungen werden neben den Lungenfunktionstests und Fragebögen zusätzlich eine Blutgasanalyse durchgeführt und der CO2-Gehalt der Ausatemluft gemessen.
Jeder Hausarzt soll diese Therapie verschreiben können
Durch diese aufwändigen Arbeiten soll wissenschaftlich belegt werden, dass die Heilstollentherapie ein wirksames natürliches Heilmittel ist mit nahezu keinen Nebenwirkungen. Bei einem solchen Nachweis wären die Voraussetzungen dafür gegeben, dass diese Therapie auch vom Gemeinsamen Bundesausschuss anerkannt und in die Heil – und Hilfsmittel-Richtlinien aufgenommen würde. Das würde es dann Hausärzten ermöglichen, die Therapie zu verschreiben und die Krankenkassen könnten dies erstatten. Der Weg ist noch weit, aber diese wissenschaftlichen Arbeiten bringen ein großes Stück voran.
Wie kann man sich an der Studie beteiligen?
Auch der Heilstollen in Bad Grund im Harz wird sich an der Untersuchung beteiligen. Mitmachen können zwischen 20 und 24 Personen. Alle Teilnehmer werden zu Beginn untersucht. Dann nimmt die Hälfte der TeilnehmerInnen sofort an einer 3-wöchigen Heilstollentherapie teil. Jede Woche umfasst 6 Termine im Bergwerk mit einer Aufenthaltsdauer von jeweils 1 Stunde 45 Minuten. Die andere Hälfte, die Kontrollgruppe, nimmt auch an allen Untersuchungen teil, aber zunächst ohne Aufenthalt unter Tage. Nach drei Wochen sowie nach weiteren drei Monaten finden nochmals Untersuchungen statt. Danach können dann die Personen der Kontrollgruppe an einer 3-wöchigen Liegekur mitmachen. Wer in welche Gruppe kommt, wird ausgelost.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Information über das Gesundheitszentrum Bad Grund
Patienten mit COPD, Asthma oder Long-Covid, die gerne an dieser Studie teilnehmen wollen, können sich direkt beim Institut für Gesundheitsförderung erkundigen: Telefon: 02747/5760 345; E-Mail: